Beratung im Feld der Hochschule

Zu Beginn des Jahres ist der Band „Beratung im Feld der Hochschule“ im Springerverlag erschienen. Er widmet sich Beratungsformaten, -konzepten und -strategien, die sich mittlerweile an Hochschulen und in der Wissenschaft etabliert haben und stellt die Frage nach den Standards. Da die HerausgeberInnen und viele der AutorInnen aus dem Kreis des Netzwerks Wissenschaftscoaching kommen, wollen wir an dieser Stelle in lockerer Folge die Themenfelder des Bandes durch Beiträge der AutorInnen und Interviews mit ihnen im Rahmen unseres Blogs vorstellen.

Den Anfang macht Dr. Birgit Szczyrba von der TH Köln, die als Mitherausgeberin einen Einstieg und Überblick in den Band und das Thema liefert.

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Frisch erschienen: Das Buch „Beratung im Feld der Hochschule“.

Interview mit Dr. Birgit Szczyrba

wissenschaftscoaching: Warum ist Beratung an Hochschulen so wichtig geworden?

Birgit Szczyrba: Professionelle und kollegiale Beratungsangebote für verschiedenste Adressatengruppen an Hochschulen sind nicht mehr wegzudenken. Sie sind Teil der Weiterbildung für Lehrende, Tutorenqualifizierung und von Programmen für StudieneinsteigerInnen und AbsolventInnen zur Einmündung in den Beruf innerhalb und außerhalb der Wissenschaft. Und mittlerweile sind sie auch schon zum Gegenstand der Forschung geworden.

wissenschaftscoaching: Welche Formate gibt es?

Birgit Szczyrba: Professionelle Formate wie Consulting, Coaching, Supervision und kollegiale Formate wie Mentoring, Tutoring und Peer Consulting bieten für alle Zielgruppen der Hochschulen etwas. Darüber hinaus sind Beratungsformate auch fester Bestandteil von Personal- und Organisationsentwicklungsprozessen an Hochschulen.

wissenschaftscoaching: An wen richtet sich die Publikation?

Birgit Szczyrba: Die Publikation richtet sich an Beratende aller Formate, an WeiterbildnerInnen für Beratung ebenso wie an Professionals aus Hochschuldidaktik und Personalentwicklung, an MentorInnen und Wisenschaftscoaches, Lehrende, Promovierende und auch an Leitungspersonal und QualitätsmanagerInnen. Kurz gesagt an alle Akteure, die im Dreieck von BeraterIn, Beratenen und AuftraggeberIn aktiv sind.

wissenschaftscoaching: Warum sind Qualitätsstandards bei der Auswahl, Durchführung und Bewertung von Beratungsangeboten wichtig?

Birgit Szczyrba: Qualitätsstandards in der Beratung sind ein drängendes Thema, weil Beratung ein bestimmtes Versprechen gibt: Coaching verspricht beispielsweise, dass eine Person ihre Leistungen besonders gut erfüllen können wird, Supervision stellt in Aussicht, dass Rollenklärung und Umgang mit widersprüchlichen Anforderungen und schwierigen Entscheidungen leichter fallen werden. Ob das tatsächlich zustande kommt, kann der Ratsuchende aber nicht herausfinden, bevor er sich nicht einem Berater anvertraut und ggf. Geld bezahlt hat. Das verpflichtet Anbieter, sich über die Qualität der jeweiligen Angebote – und davon gibt es reichlich – zu vergewissern.

wissenschaftscoaching: Welche Fragestellungen sind beim Thema Beratung im Kontext von Hochschule noch wichtig?

Birgit Szczyrba: Hochschulen sind die höchsten Bildungsinstitutionen, die unsere Gesellschaft vorhält. Sie müssen daher besonders sorgfältig prüfen, was sie für ihr wissenschaftliches Personal, ihre Studierenden und Beratenden bereitstellen wollen. Wenn ein Kontrakt mit BeraterInnen geschlossen ist, sind diese in ihrem professionellen Handeln als ExpertInnen gefragt und können nicht kleinteilig kontrolliert werden. Sie handeln dann nach ihrem erlernten Verfahren und setzen Methoden ein, die zu diesem Verfahren und zum Anliegen der jeweils Ratsuchenden passen. Dazu wird es ab Herbst 2016 einen weiteren Band geben, der sich mit Verfahren und Diversität befasst. Weitere Schlüsse auf angemessene Professionalität der Beratung in Hochschule und Wissenschaft gibt die hochschuldidaktische Forschung.

Der Stuhlkreis wird digital

Von Alexander Klier

Nicht wenige Menschen in der Erwachsenenbildung, aber auch Lehrbeauftragte oder Lehrende im Hochschulkontext, haben eine starke Aversion gegen den Stuhlkreis. Da ist dann die Rede von „Kuschelpädagogik“ und selbst ein Vergleich des Stuhlkreises mit einem „absoluten Herrschaftsinstrument“ scheint als Kritik nicht zu abwegig zu sein. Das deutet für mich darauf hin, dass hinter den Prinzipien des Stuhlkreises eine besondere Art und Weise des Umgangs zwischen Lehrenden, Lernenden und dem zu vermittelnden Stoff steckt. Mein Grundanliegen beim Schreiben des im Mai erschienenen Beitrages „Der Stuhlkreis wird digital“ im Rahmen der 75. Ausgabe des Neuen Handbuchs Hochschullehre (NHHL Nr. 75/2016) war, diese Prinzipien zu beschreiben und auf digitale Formen der Lehre zu übertragen.

Beim Erstellen meines digitalen Portfolios auf Mahara (der Hochschule München) ist mir nämlich sehr deutlich geworden, wie sehr ich mich immer darum bemüht habe, meine positiven analogen Lernerfahrungen, die stark mit dem Stuhlkreis korreliert sind, auf digitale Lernsettings zu übertragen. Es war und ist für mich ein tolles Gefühl, mit partizipativen „Stuhlkreis-Konzepten“ groß geworden zu sein und für mich persönlich stellt der Stuhlkreis eine genauso radikal andere Erfahrung gemeinsamen Lernens dar, wie das Lernen im Rahmen von Blended-Learning Konstellationen bzw. über digitale Plattformen. Hier musste es in meinen Augen einen Zusammenhang geben. Ich denke, dass ich ihn gefunden und adäquat beschrieben habe.


 

Bild: Birkenkrahe - Aktives Plenum auf Wikipedia. Verwendung unter den Bedingungen der Creative Commons (BY-SA), Namensnennung und Verwendung unter gleichen Bedingungen.

Der Stuhlkreis stellt eine wichtige Methodik im Rahmen von Gruppenarbeit dar. Insbesondere im Bereich der Kompetenzbildung, aber beispielsweise auch in Form eines aktiven Plenums entfaltet er seine Wirkung, wenn man um die Besonderheiten weiß und sie berücksichtigt. Seine Prinzipien sind auch im Rahmen der Lehre mit digitalen Medien gut einsetzbar.
Bild: Birkenkrahe – Aktives Plenum auf Wikipedia. Verwendung unter den Bedingungen der Creative Commons (BY-SA), Namensnennung und Verwendung unter gleichen Bedingungen.

 


Literatur: Der Stuhlkreis wird digital. Zur Praktik einer partizipativen Lehr- und Lernkultur mit Social Software. Erschienen in: Berendt/Fleischmann/Schaper/Szczyrba/Wildt (Hrsg): Neues Handbuch Hochschullehre. Berlin, duz Medienhaus, Griffmarke D 3.29. Hier gibt es eine kurze Beschreibung: http://www.nhhl-bibliothek.de/index.php?option=com_docman&task=doc_details&gid=667


Der diesem Aufsatz zu Grunde liegende Blogbeitrag von mir ist hier zu finden: https://www.alexander-klier.net/der-stuhlkreis-wird-digital/

Weiterbildung Wissenschaftscoaching

Aktuell: Weiterbildung zum Wissenschaftscoaching – Eine Weiterbildung für Agierende in Studium und Lehre sowie in der Hochschulentwicklung, erstes Modul startet am 20. Oktober 2016
Durchgeführt in Kooperation mit der Hochschule Ostwestfalen-Lippe

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Kursplan

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Coaching

Ob Einzel- oder Gruppencoaching, Diversity Coaching, Kollegiales Coaching für Professoren, Promovierende oder Studenten: Alles über Zielgruppen, Anlässe und Formate des Netzwerks Wissenschaftscoaching. mehr »

Programmentwicklung

Wir entwickeln ein für Sie maßgeschneidertes Programm an der Hochschule oder für Ihr Unternehmen. Unser Angebot umfasst dabei alle Arbeitsbereiche, in denen individuelle Leistungssteigerung oder Weiterbildung gefragt sind. mehr »

Weiterbildung

Neben der Beratungstätigkeit bietet das Netzwerk Wissenschaftscoaching und seine Mitglieder auch Weiterbildungen im Bereich Coaching an. Dazu zählen unter anderem die Weiterbildung zum Promotionscoach, zum Diversitiy Coach sowie eine Weiterbildung zum Thema Beraten und Leiten von Gruppen. mehr »

Das Netzwerk

Das Netzwerk Wissenschaftscoaching ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachdisziplinen, die professionelle Beratung im Wissenschaftskontext entwickeln, planen und durchführen. mehr »

Tagung Coaching (in) Diversity

Die Bedeutung von Beratung wächst innerhalb des Aufgabenspektrums der Hochschule als Gesamtorganisation. Hochschulische Arbeitseinheiten (Wissenschaft und Management) und einzelne Hochschulmitglieder sind herausgefordert, parallel und gleichrangig auf verschiedenen Reflexions-, Handlungs- und Kompetenzentwicklungsebenen zu agieren. Professionelle Beratung mit unterschiedlichem Profilfokus kommt hier zum Tragen, z.B. in Qualitäts- und Akkreditierungsbüros für Studium und Lehre, in Präsidialbüros, Studienberatungen, in der Personalentwicklung u.a.m.

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